In der vorliegenden Arbeit wird den Fragen nachgegangen, wie das Familiensystem im deutschen Gegenwartsdrama dargestellt ist, und welche Bedeutung die Kommunikation zwischen den Figuren hat mit besonderer Berücksichtigung der Figur des Kindes. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Figur eines Kindes in einer risikoreichen Familie darzustellen, aber auch die Gemeinschaft, die einen enormen Einfluss hat, zu beschreiben. Daraus lässt sich die Hypothese formulieren, dass die Dramenautoren diese Thematik hervorheben und in den ausgewählten Dramen die Kinderfigur als eines der wichtigsten Elemente in den Vordergrund stellen. Darüber hinaus wird die Interaktion zwischen den Mitgliedern der Familie dargestellt, die am besten das Bild von Familie und Gemeinschaft als System vermittelt. Diese Analyse wird an den Dramen Die sexuellen Neurosen unserer Eltern von Lukas Bärfuss und Freie Sicht von Marius von Mayenburg durchgeführt. Diese Arbeit wurde im Rahmen des Projektes "Analyse von Systemen in Krisen und vom neuen Bewusstsein in der Literatur des 21. Jahrhunderts" (2021.-2026.) geschrieben, das vom kroatischen Wissenschaftsfonds [Hrvatska zaklada za znanost, HRZZ] finanziell unterstützt wird. Im theoretischen Teil werden das Familiensystem sowie soziokulturelle Aspekte dargestellt, die die Familie als Gemeinschaft im realen Leben beeinflussen. Dabei wird erklärt, wie sich Familie auf funktionale und dysfunktionale Familie teilt und welche Arten der Familie existieren. Darunter ist die Kommunikation zwischen den Mitgliedern zu beobachten. Außerdem wird festgestellt, wie soziokulturelle Komponenten einen großen Einfluss auf das Familiensystem ausüben und wie sich Kinder mit diesem Milieu auseinandersetzen. Dem theoretischen Teil folgt die Analyse von zwei deutschsprachigen Gegenwartsdramen am Anfang des 21. Jahrhunderts. Bärfuss' Drama Die sexuellen Neurosen unserer Eltern wurde 2003 und von Mayenburgs Drama Freie Sicht (2011) geschrieben. Bei der Analyse dieser Dramen wird die Art der Kommunikation und das Verhalten innerhalb der Familie (Eltern, Kind) sowie der Gemeinschaft und die Funktionalität der Familie untersucht. Dabei ist es untersuchungswert besondere Aufmerksamkeit der Darstellung von Kinderfiguren zu widmen, die in den beiden Dramen die zentrale Rolle spielen, werden aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise dargestellt. Anhand der Ergebnisse wird deutlich, dass die beiden Dramen dysfunktionale Familie darstellen, wobei die Kinderfiguren am meisten leiden.